"Geht doch"
„Fahrt der guten Beispiele” Seit 2014 fördert die Allianz Schweinfurter Oberland die Innenentwicklung.
Ein Musterbeispiel für einen gelungen Umbau eines Gehöfts zu einem modernen Wohnhaus ist das Anwesen Then in Stadtlauringen, Von unserer Mitarbeiterin SILVIA EIDEL
Zeigen, dass es geht und wie es geht: Das ist das Ziel einer „Fahrt der guten Beispiele" zur Innenentwicklung durch das Schweinfurter Oberland am Sonntag, 17. September. Besichtigt werden bei dieser Busfahrt beispielhafte Sanierungen von alten Gebäuden in den Ortskernen von fünf der sechs Mitgliedsgemeinden.
Die Allianz Schweinfurter Oberland bemüht sich seit einiger Zeit, neues Leben in leer stehende Häuser im Dorfkern zu bringen und die alten Anwesen dort zu erhalten. Einige Erfolge können die Oberland-Gemeinden auch schon vorweisen. Schließlich haben sie neben Bund- und Ländermitteln auch eigenes Geld selbst in die Hand genommen, um privaten Bauherren finanzielle Anreize zu bieten, in den Ortskernen zu investieren.
Seit Beginn ihres gemeinsamen Förderprogramms zur Innenentwicklung 2014 genehmigten die sechs Gemeinden - Stadtlauringen, Schonungen und Üchtelhausen im Landkreis Schweinfurt sowie Maßbach, Ranungen und Thundorf im Nachbarlandkreis Bad Kissingen - 41 Förderanträge. Dafür stellten sie insgesamt 410000 Euro an Förderung bereit, die Bauherren selbst investierten zusammengenommen etwa acht Millionen Euro.
Festgestellt hat die Allianz, dass sich immer mehr junge Familien an das Bauen im Bestand wagen. Zum einen haben sie eine bessere Kostenkontrolle bei einer Schritt-für-Schritt-Sanierung eines Gebäudes. Zum anderen schätzen sie die familiäre Atmosphäre im sozialen Umfeld des Ortskerns. Für viele junge Familien ist auch die alte, charaktervolle Bausubstanz reizvoll, zumal sie in der Kombination mit modernen Elementen eine sehr individuelle Wohnatmosphäre schaffen kann.
Diese Gründe waren auch für das Ehepaar Werner Then und Yvonne Riegel-Then ausschlaggebend. Sie haben im Ortskern von Stadtlauringen - unweit des Marktplatzes - einen alten baufälligen Bauernhof erworben und in ein modernes Wohn-Grundstück verwandelt. Die Bauherrin ist im Altort von Stadtlauringen aufgewachsen. Ihr waren nicht nur die sozialen Kontakte wichtig, sondern auch der Platz, den das Gehöft für ihre Familie mit zwei Kindern bietet, mehr als in einem Neubaugebiet.
Zuerst hieß es für die Käufer allerdings, Gebäudeteile abzureißen. Denn zwei nebeneinanderstehende alte Wohnhäuser sowie ein Nebengebäude reduzierten den Freiraum, den es zu der dahinter liegenden Scheune gab, auf einen sehr kleinen Hof.
Deshalb rissen die jungen Bauherren mit enormer Eigenleistung und freiwilligen Helfern einen Teil des Haupthauses und den Stall ab. Dann entkernten sie das geklinkerte Wohngebäude aus der Zeit um 1900. Um dort höhere Wohnräume zu erhalten, grub das Ehepaar den Boden im Erdgeschoss einen Meter tief ab.
Ein Keller konnte wegen anstehenden Grundwassers nicht geschaffen werden, daher wurde die Haustechnik in der 230 Quadratmeter großen Sandsteinscheune neben dem Wohnhaus untergebracht. Die Heizung besteht aus einer Wasser-Wasser-Wärmepumpe mit zwei Brunnen und einer kontrollierten Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung.
Zwar waren Abriss und Entsorgung der alten Bauteile nicht gerade billig. Finanzielle Unterstützung gab es für die Bauherren jedoch durch die Städtebauförderung.
Eine früher durch das Wohnhaus führende Durchfahrt von der Straße in den Wirtschaftshof wurde nach den Plänen des Architekten Clemens Kremer (Würzburg) geschlossen. Er verlegte auch den ehemals an der Haintorstraße gelegenen Hauseingang an die Westseite, hin zum Innenhof.
Beibehalten wurden aber im Wesentlichen die bestehenden Fensteröffnungen zur Straße hin, was die Gestaltungssatzung der Gemeinde aus Rücksicht auf den historischen Ortskern so vorgab. Um dennoch helle Räume zu ermöglichen, wurde zum einen an der Giebelseite zum Innenhof hin ein zweigeschossiger Luftraum mit vier bodentiefen Fenstern geschaffen. Zum anderen erhielt der offene Küchen-Essraum über die ganze Tiefe des Hauses nach hinten zur Hof begrenzenden Scheune hin und mit Austritt auf die Terrasse vier raumhohe Glastüren.
Wo einst die Durchfahrt durchs Haus war, liegt heute der Eingangsbereich mit Garderobe und Gäste-WC. Dahinter, hin zum Hof und über zwei Durchgänge verbunden mit dem Essbereich, liegt das Wohnzimmer. Über die doppelte Raumhöhe hebt es sich im offenen Luftraum in die Höhe.
Eine Arbeitsgalerie mit einer gläsernen Brüstung begrenzt den Raum im Obergeschoss. Das Wohnzimmer selbst wird im Erdgeschoss durch einen Anbau mit raumhohen Fensterflächen nach hinten Richtung Scheune noch verlängert.
Die Schlafräume für die vierköpfige Familie plus Familienbadezimmer liegen im Obergeschoss. Insgesamt stehen 160 Quadratmeter Wohnfläche zur Verfügung. Weitere 230 Quadratmeter Nutzfläche bietet die Scheune, die die Thens entrümpelt und Zug um Zug selbst instand gesetzt haben.
Das gilt auch für den mit viel Pflanzen gestalteten Garten-Hof. Dort hinein werden neugierige Blicke von der Straße her durch ein modernes Hoftor verwehrt, das von Standsteinmauern gehalten wird. Für die Familie hat sich das Wagnis der Sanierung gelohnt: Sie wohnt jetzt mittendrin im Ort, zentral, aber dennoch ruhig, grün und modern.